von PHILIPP KLEINER
Anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Verwaltungsgerichtsbarkeit in Hamburg ruft das Hamburgische Oberverwaltungsgericht zusammen mit der Bucerius Law School und der Fakultät für Rechtswissenschaft der Universität Hamburg Studierende sowie junge Wissenschaftler*innen dazu auf, sich mit der aktuellen und künftigen Rolle der Verwaltungsgerichtsbarkeit in Aufsatzform zu beschäftigen. Die besten drei Aufsätze werden mit Geldpreisen prämiert, der Siegerbeitrag zudem in der Fachzeitschrift für öffentliches Recht in Norddeutschland (NordÖR) veröffentlicht.
Die 100 Jahre zurückliegende Institutionalisierung der Verwaltungsgerichtsbarkeit in Hamburg bietet Anlass, die Funktionen, Herausforderungen und gesellschaftliche Wahrnehmung der Verwaltungsgerichtsbarkeit zu analysieren und – möglicherweise – neu zu verhandeln. Die Kontrolle behördlicher Entscheidungen durch die Verwaltungsgerichte ist als Bestandteil der Gewaltenteilung ein Grundpfeiler des demokratischen Rechtsstaates. Die Rechtsprechung und der korrespondierende öffentliche Diskurs betreffen verschiedenste Bereiche, die vom genuinen Gefahrenabwehrrecht über infektionsschutzrechtliche Fragestellungen bis zum Versammlungs- oder Asylrecht reichen. Sie illustrieren damit die herausgehobene gesellschaftliche Relevanz der Verwaltungsgerichtsbarkeit. Immer stärker bereichern zudem europäische und globale Einflüsse das nationale Verwaltungsrecht sowie die verwaltungsgerichtliche Praxis und stellen sie vor neue Herausforderungen: Wie verhält sich das grundsätzlich subjektiv-rechtlich geprägte verwaltungsgerichtliche Verfahren zu gesamtgesellschaftlichen Fragestellungen wie dem Klimawandel oder Migrationsbewegungen? Hat sich die Akzeptanz und Wahrnehmung der Verwaltungsgerichtsbarkeit im Laufe der Geschichte verändert? Und welche Konsequenzen folgen aus der zunehmenden Verlagerung von Rechtsstreitigkeiten in den einstweiligen Rechtsschutz? Diese Fragen stehen exemplarisch einerseits für den Wandel, andererseits für die fortdauernde – und vielleicht nie größer gewesene – Bedeutung der Verwaltungsgerichtsbarkeit in unserem pluralistischen Staat.
Seit Anfang Dezember und bis zum 14. April 2022 haben junge Wissenschaftler*innen und Studierende die Möglichkeit, sich dem „Wandel in der Verwaltungsgerichtsbarkeit“ in einem wissenschaftlichen Aufsatz aus einer selbst gewählten Perspektive und mit individuell gelegten Schwerpunkten zu widmen. Der Aufsatzwettbewerb richtet sich an Studierende deutscher Hochschulen, die sich mindestens im 6. Semester befinden bzw. im Fach Rechtswissenschaft die Zwischenprüfung erfolgreich absolviert haben; ferner an alle wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen deutscher Rechtsfakultäten und anderer sachnaher Fakultäten. Im Anschluss werden die Aufsätze von renommierten Juror*innen aus der bundesweiten Verwaltungsgerichtspraxis sowie der verwaltungsrechtlichen Wissenschaft begutachtet. Die Preisverleihung wird im Sommer 2022 im Rahmen eines feierlichen Festaktes anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Hamburger Verwaltungsgerichtsbarkeit im Hamburger Rathaus stattfinden. Weitere Informationen zur Anmeldung und den Teilnahmebedingungen finden sich auf der Website des Aufsatzwettbewerbs.
Zitiervorschlag: Philipp Kleiner, Verwaltungsgerichtsbarkeit im Wandel – Aufsatzwettbewerb zur Rolle und Bedeutung der deutschen Verwaltungsgerichtsbarkeit, JuWissBlog Nr. 113/2021 v. 14.12.2021, https://www.juwiss.de/113-2021/.
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