Vom Organisationsteam der JTÖR 2025
Eure Abstracts sind gut – mit diesen geheimen Profi-Tipps werden sie perfekt!
Das ist natürlich leicht übertrieben, aber wir freuen uns über Eure Aufmerksamkeit! Denn der Call for Papers für die kommende Junge Tagung Öffentliches Recht (JTÖR) 2025 in Potsdam ist online und als Organisationsteam hoffen wir auf zahlreiche Einsendungen zum Thema „Funktion und Funktionalität des Rechts“.
Unter einem Abstract verstehen wir primär den Vorschlag für einen Beitrag zu unserer Tagung. Laut Duden ist ein Abstract eine kurze Zusammenfassung oder Inhaltsangabe eines längeren (meist wissenschaftlichen) Textes. Doch hier stellt sich eine Herausforderung: Wie kann man etwas prägnant zusammenfassen, das sich in der Regel noch im Entwurfsstadium befindet und nicht vollständig ausgearbeitet ist?
Dieser Beitrag – mit dem wir die Tradition unserer Kolleg*innen aus Münster und Zürich fortsetzen – setzt genau hier an. Ziel ist es, etwas Licht ins Dunkel zu bringen und zu verdeutlichen, was wir uns unter einem gelungenen Abstract vorstellen. Damit möchten wir unsere Kriterien transparent machen und allen Interessierten eine hilfreiche Orientierung bieten.
Bevor wir ins Detail gehen, möchten wir zwei wichtige Hinweise voranstellen:
- Unsere Empfehlungen sind selbstverständlich nicht zwingend. Es gibt durchaus gute Gründe, von ihnen abzuweichen. Wer einen anderen Weg wählt, hat daher weiterhin die gleichen Chancen.
- Sollten Fragen aufkommen, meldet euch gerne bei uns (info@jtoer.de)! Wir freuen uns auch über Kommentare und Vorschläge zur Verbesserung der nachfolgenden Tipps.
1. Zunächst einmal vorweg: Ein Abstract darf unfertig sein
Abgesehen von Ausnahmefällen wird der Beitrag, den ihr in eurem Abstract für die JTÖR vorschlagt, erst noch zu schreiben sein. Das ist dem Auswahlkomitee selbstverständlich bewusst. Natürlich könnt ihr aus bereits abgeschlossener Arbeit schöpfen, beispielsweise indem ihr ein (Teil-)Ergebnis oder einen Gedanken aus eurer Dissertation vorstellt. Aber wir erwarten nicht, dass ihr uns im Abstract schon die Zusammenfassung eines fertigen Beitrags präsentiert.
2. Richte dein Abstract auf das Tagungsthema aus
Greife spezifische Themen oder Herausforderungen auf, die im Rahmen der 65. JTÖR und des Tagungsthemas “Funktion und Funktionalität des Rechts” behandelt werden sollen. Zeig, wie dein Beitrag bestehende Debatten erweitert, neue Perspektiven bietet und Diskussionsräume öffnet. Dabei kannst du auch auf aktuelle Entwicklungen oder ungelöste Fragen hinweisen, die durch deine Forschung in einen neuen Kontext gestellt werden.
3. Prägnanz vor Komplexität
Der Titel deines Abstracts ist der erste Eindruck, den du hinterlässt. Ein klarer und präziser Titel ist besser als ein besonders kreativer, der den Inhalt des Abstracts nicht voll widerspiegelt und falsche Erwartungen bei den Leser*innen weckt. Originelle Ideen sind natürlich sehr willkommen, aber Originalität an sich ist kein Selbstzweck. Achte darauf, dass der Titel das Thema und die Kernpunkte deines Beitrags widerspiegelt, sodass die Leser*innen sofort wissen, was sie erwartet.
Präsentiere deine zentrale Forschungsfrage: Je konkreter, desto besser! Wenn es dir gelingt, den Kern deiner Gedanken präzise und klar darzustellen, zeugt das von einer stringenten Argumentation und lässt hoffen, dass sich auch die Diskussion auf der Tagung nicht in Abstraktionen verliert. Dein Abstract sollte Neugier wecken und gleichzeitig die Relevanz sowie den Beitrag deiner Argumente überzeugend hervorheben.
4. Hebe deine Methode und dein argumentatives Fundament hervor
Dein Abstract sollte Hinweise darauf enthalten, wie du deine Zuhörerschaft überzeugen möchtest, mithin eine Ankündigung deiner Argumentationsstrategie umfassen. Was ist dein methodischer Zugriff? Arbeitest du empirisch oder theoretisch? Stützt du dich auf Rechtsprechung, oder beziehst du historische Argumente ein? Verwendest du außerjuridisches Wissen oder eine bestimmte Theorie? Welche Argumente wirst du in deinem Beitrag vorstellen und bewerten? Gibt es spezifische Literatur, auf die du dich hauptsächlich stützen wirst? Erläutere kurz das Fundament deiner Argumentation, um deine Herangehensweise nachvollziehbar und kritikfähig zu machen.
5. Verzichte auf unnötige Details
Eine häufig gestellte Frage betrifft den Detailgrad eines Abstracts, insbesondere in Bezug auf Literaturnachweise. Ein Abstract für eine Tagung ist kein fertiger Beitrag und muss daher nicht die gleiche Dichte an Belegen aufweisen. Literaturangaben sind in diesem Kontext optional und erfüllen primär einen anderen Zweck: Sie zeigen, dass der/die Autorin die wesentlichen Werke des Feldes kennt, und geben dem Auswahlkomitee eine Orientierung, in welche inhaltliche Richtung sich der Beitrag entwickeln könnte. Darüber hinaus ermöglichen Literaturangaben dem/der Autorin, zu verdeutlichen, von welchen Ansätzen sich der eigene Beitrag möglicherweise abgrenzen möchte.
6. Know your Audience
Die JTÖR umfasst auf Seite der Vortragenden und Teilnehmerinnen das gesamte Spektrum des öffentlichen Rechts. Obwohl alle Beiträge gemeinsam im Plenum diskutiert werden, sind die jeweiligen Forschungsfelder oft hochspezialisiert und ausdifferenziert. Dein Abstract sollte daher so formuliert sein, dass es auch für Teilnehmer*innen verständlich ist, die nicht in deinem spezifischen Fachgebiet tätig sind. Die Diskussion wird bereichert, wenn du eine konkrete Fragestellung klar theoretisch verortest und in einen größeren Kontext einbindest. Dadurch schaffst du die Grundlage, um aufzuzeigen, welche allgemeineren Probleme hinter deiner spezifischen Frage stehen und welche Bedeutung diese für das öffentliche Recht insgesamt haben.
7. Feedback
Bevor du dein Abstract einreichst, besprich es mit einer Freundin, einem Freund oder einer Kollegin, einem Kollegen. Hole dir ehrliches Feedback ein und überlegt gemeinsam, ob ihr selbst dieses Abstract für die Tagung auswählen würdet. Durch diesen Austausch lassen sich Stärken und Schwächen deines Abstracts leichter erkennen und gezielt verbessern.
8. Halte dich an die Einreichungsvorgaben
Und zu guter Letzt: Lies dir unbedingt die Einreichungsvorgaben sorgfältig durch, bevor du dein Abstract abschickst. Nur wenn dein Abstract die formalen Anforderungen erfüllt, kann es zur Begutachtung zugelassen werden – das gewährleistet Chancengleichheit für alle Teilnehmenden. Zur Erinnerung: Abstracts dürfen maximal 4.000 Zeichen (inklusive Leerzeichen) umfassen und dürfen keine personenbezogenen Daten enthalten, um berücksichtigt zu werden.
In diesem Sinne: Wir freuen uns sehr auf Eure Einsendungen und sind sehr gespannt!
Zitiervorschlag: Organisationsteam JTÖR 2025, Betrachtungen aus dem Maschinenraum: 8 Tipps für ein starkes Abstract, JuWissBlog Nr. 9/2025 v. 29.01.2025, https://www.juwiss.de/9-2025/
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