Werkstattbericht zur nächsten digitalen Mini-Konferenz des deutschen Chapters der International Society of Public Law (ICON-S)

Wer sind wir und was machen wir bei ICON-S?

Die International Society of Public Law (ICON-S) ist in Deutschland nicht so bekannt wie anderswo. Verknüpft mit der renommierten englischsprachigen Fachzeitschrift International Journal of Constitutional Law (ICON) wurde sie 2014 von Joseph Weiler (New York University, zuvor European University Institute) und Sabino Cassese (Universität Pisa, früher Verfassungsrichter des italienischen Verfassungsgerichts) in Florenz gegründet. Seitdem finden regelmäßige Jahrestagungen statt; die nächste ist für Wroclaw (Polen) für den Sommer 2021 geplant, danach geht es nach Neuseeland.

ICON-S als Brücke zwischen disziplinären Zugriffen und Statusgruppen

In der Society gibt es inzwischen einige regionale sog. Chapters und unser deutsches Chapter ist eines davon. Noch sind wir relativ klein, das möchten wir aber gern – zusammen mit Euch – ändern. ICON-S Deutschland versteht sich, wie die Society insgesamt, vor allem als ein Brückenprojekt: Die erste wichtige Brücke verläuft innerhalb der Disziplinen und zwischen ihnen. Wir glauben, dass es wichtig ist, dass wissenschaftliche Kommunikation nicht nur in spezialisierten Blasen stattfindet und sich Recht am besten verstehen lässt, wenn man sich mit unterschiedlichen Zugriffen darauf beschäftigt. Verfassungsrechtler/innen sollten mit Verwaltungsrechtler/innen ebenso wie mit Rechtsphilosoph/innen, Politikwissenschaftler/innen, Historiker/innen und Soziolog/innen sprechen. Und möglichst nicht nur mit jenen in Deutschland, sondern darüber hinaus. Das gilt auch für das deutsche Chapter – und schlägt sich zum Beispiel in der Sprachwahl nieder. Auf unserer ersten Konferenz im März 2019 in Berlin sprachen die Teilnehmer/innen und Vortragenden Deutsch oder Englisch. Brücken wollen wir auch zwischen Hierarchieebenen bauen: Anders als in anderen wissenschaftlichen Gesellschaften in Deutschland sind ordentliche Professorinnen und Professoren mit Habilitation – z.B. Christoph Möllers, Armin von Bogdandy oder Anne von Aaken – ebenso wie viele jüngere Kolleginnen und Kollegen noch ohne Habilitation bei uns mit an Bord, wie etwa ich selbst oder Tim Wihl. Und wie bei der globalen Society gilt auch im deutschen Chapter als Grundregel Parität zwischen Männern und Frauen, in Deutschland leider noch immer eine Seltenheit.

Gelegenheit zum Hereinschnuppern und Mitglied werden

In diesem Sinne freuen wir uns sehr über neue Mitglieder oder einfach Interessent/innen, die sich mit uns treffen und das deutsche Chapter weiter gemeinsam aufbauen wollen.

Gelegenheiten zum Hereinschnuppern gibt es bei uns gleich in der nächsten Woche: Am 8.10. 2020 Uhr findet um 8:30 Uhr eine kleine virtuelle Runde statt, bei der Anika Klafki, Michaela Hailbronner und Christoph Möllers zum Thema Publizieren ein paar Fragen ansprechen wie etwa: Wie publiziert man seine Doktorarbeit? Wie ist das eigentlich mit Blogs? Wer wählt die Beiträge für wissenschaftlichen Zeitschriften aus und was ist Peer Review und wie gehe ich damit um? Wo und wie veröffentliche ich ein englisches Buch?

Am 9.10.2020 treffen wir uns dann noch einmal für eine weitere virtuelle Runde zum Thema „Nach Corona die Revolution?“ um 15 Uhr, in der Tim Wihl mit Anuscheh Farahat (FAU Erlangen), Alexander Graser (Uni Regensburg), Silke Laskowski (Uni Kassel) und Mehrdad Payandeh (Bucerius Law School) die Frage aufnimmt, ob die Coronakrise uns ein Anstoß für fundamentale Gerechtigkeitsfragen in der Gesellschaft sein kann.

Wir freuen uns über alle, die zuhören und mitdiskutieren wollen, und bitten um kurze formlose Registrierung unter iconsdeutschland@gmail.com (der Link zu Zoom kommt dann mit der Antwort).

Daneben bieten wir am 8. und 9.10. einigen durch einen Call for Papers ausgewählten Doktorandinnen und Postdoktorand/innen intern ein Forum, um neue Texte wie Aufsätze oder Buchkapitel mit Mitgliedern unseres Advisory Boards zu diskutieren und Feedback für die weitere Arbeit zu erhalten. Dieser Works-in-Progress Workshop ist allerdings, anders als unsere anderen zwei Veranstaltungen, nicht öffentlich, um eine freiere Diskussion zu ermöglichen. Ein nächstes Treffen in Person soll – hoffentlich – im Herbst 2021 in Gießen stattfinden.

Weitere Informationen zu uns, unseren Aktivitäten und zur Mitgliedschaft gibt es auf unserer Homepage – und Fragen beantworten wir natürlich gerne per Email.

Michaela Hailbronner für das deutsche ICON-S Team

I.CON, ICON-S, ICON-S Deutschland, ICON-S Germany, Rechtsstaat
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